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#Adventskalender: Jeden Tag ein Türchen – Warum Besetzungen jetzt?

Adventskalender – geöffnete Türchen

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Adventskalender – Presse

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Warum wir es richtig finden, zu dieser Form des zivilen Ungehorsams zu greifen:

Besetzungen scheinen uns das letzte Mittel überhaupt noch Wohnraum zu finden. Durch eine neoliberale Wohnungspolitik, die systematisch Wohnmöglichkeiten für große Teile der Bevölkerung vernichtet und auch beim Neubau diese nicht beachtet, muss nun wohl zur Selbstermächtigung gegriffen werden.

Wie sonst sollte man sich noch gegen die Verdrängung durch Privatisierung und Finanzialisierung, steigende Mieten und rassistische Ausgrenzung wehren?

Die Gruppe der prekär Wohnenden umfasst alle, die bereits wohnungslos oder zwangsgeräumt sind, die von Zwangsräumung bedroht sind, die sich aufgrund ihres Einkommens die Mieten nicht mehr leisten können und deshalb ihre Viertel verlassen müssen. Die Verdrängung hat mittlerweile ganz Berlin erfasst.

Gleichzeitig gibt es spekulativen Leerstand trotz all der Wohnungslosen. Deshalb wollen wir Leerraum zu Wohnraum machen. Das Menschenrecht auf Wohnen (Berliner Verfassung, Artikel 28) ist wichtiger als der Anspruch auf Verwertungsinteressen und der Schutz des Eigentums.

Allen, die in Berlin keine Wohnung finden, auch denen die neu dazu ziehen – refugees, you are welcome – , bleibt also keine andere Wahl: Sie müssen sich ihr Recht selbst nehmen, denn keiner gibt es ihnen. Deshalb Besetzungen jetzt! Von Studierenden bis Rentnern, von Arbeitslosen bis prekär beschäftigten WissenschaftlerInnen, von obdachlosen Familien bis zu alleinerziehenden Müttern und Vätern – gemeinsam nehmen wir uns unser Recht auf eine aktive Wohnungssuche.

Aktionsbündnis Recht auf Wohnen

Beteiligt euch, plant eigene Aktionen, schickt sie an:
kontakt@wirbleibenalle.org
http://adventskalender.wirbleibenalle.org

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#Adventskalender – Türchen 24b: Die Sanierungslüge des Senats – Beispiel GESOBAU

Häuser über Jahrzehnte verfallen zu lassen, Instandhaltung und Instandsetzung zu vernachlässigen, gezielte Verweigerung nötiger Reparaturen, bewusste Unfreundlichkeit und Schikane bis hin zu jahrelanger Zermürbung, die sogar zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann: solche Methoden der schleichenden Entmietung kennen vielen aus der privaten Immobilienwirtschaft, sei es durch eigenes leidvolles Erleben, Erzählungen aus dem persönlichen Umfeld oder durch die Medienberichterstattung. Typisch für diese Form der Spekulation mit Immobilien ist auch, die einmal entmieteten Wohnungen dann über Jahre oder sogar Jahrzehnte leer stehen zu lassen.

Gemeinhin würde man annehmen, öffentliche Unternehmen und Wohnungsbaugesellschaften im Eigentum des Landes Berlin würden auf „dem Markt“ ein Gegengewicht bilden und niemals derartige Methoden bei der Bewirtschaftung ihrer Häuser anwenden. Auch würde man nicht vermuten, öffentliche Wohnungsbauunternehmen könnten die Häuser zu großen Teilen leer stehen und sukzessive verkommen lassen, da das öffentliche Unternehmen durch diese Vorgehensweise ja ihm anvertraute Vermögenswerte des Landes Berlin beschädigen würden. Und erst recht nicht würde man vermuten, eine solche Praxis könnte ihren Grund auch darin haben, dass das öffentliche Unternehmen darauf spekulierten, dass gerade auch der durch den jahrelangen Verfall erforderliche besonders hohe Instandsetzungsrückstau die Preise der dann folgenden Modernisierung oder Sanierungen besonders hoch treiben kann (mit den entsprechenden Konsequenzen für die nachfolgenden Mietpreise). Und die meisten Berliner*innen dürfte es für noch unwahrscheinlicher halten, dass darauf spekuliert wird, dass die aufgelaufenen hohen Instandsetzungsdefizite sogar bewusst über Jahre in Kauf genommen wurden, um damit eine Rechtfertigung für komplette (und kostenintensive) Kernsanierungen solcher Häuser zu haben.

Damit ist der Märchenteil und das Weihnachtswunderland aber auch schon zu Ende, denn in der Realität ist das Gegenteil der Fall, die Wohnungsbaugesellschaften des Landes Berlin verwenden im Umgang mit vielen Altbaubeständen genau diese Methoden: Bestände werden über Jahrzehnte vernachlässigt, um sie dann mit möglichst großem Aufwand und hohen Kosten zu sanieren, woraus in der Folge sehr hohe Neuvermietungspreise entstehen. Die landeseigenen Gesellschaften treiben die Mietpreisspirale und damit Gentrifizierung aktiv voran, in dem sie die Methoden der privaten Spekulationswirtschaft übernehmen – jahrelanger Leerstand inklusive. Für die Entwicklung auf dem Berliner Wohnungsmarkt bedeutet dies, dass durch die teuren Neuvermietungsmieten, die nach solchen „Sanierungen“ entstehen, die Mieten in diesen Bestandsbauten genauso teuer werden wie die Mieten gleichzeitig entstandener Neubauwohnungen. Die bisherige Differenz zwischen günstigeren Mieten in den Altbauwohnungen der Wohnungsbaugesellschaften und hohen Mieten bei künftigen Neubauten wird über diese Methode der Sanierungen nivelliert, vorhandener günstiger Wohnraum einfach weg saniert. Ob neu oder alt (saniert) macht bei den Mietpreisen der Wohnungsbaugesellschaften schon jetzt keinen Unterschied mehr. Der Senat vergrößert durch seine Politik nicht den Bestand an verfügbaren günstigen Wohnungen, sondern bemüht sich momentan im Gegenteil nach Kräften, das Tempo der „Weg-Sanierung“ günstiger Wohnungen bei den Wohnungsbaugesellschaften sogar noch zu erhöhen.

Die Pankower GESOBAU (1) steht in den letzten Monaten besonders in der öffentlichen Kritik, doch vieles an der von Senat und Politik geäußerten Kritik ist dabei zutiefst verlogen und heuchlerisch. Zum einen unterscheidet sich die GESOBAU mit ihrer Praxis gar nicht so sehr von den anderen Wohnungsbaugesellschaften (und schon gar nicht z.B. von der Gewobag, die in der Hinsicht schon seit dem Film „Berlin Chamissoplatz“ von Anfang der achtziger Jahre besonders lern- und erkenntnisresistent zu sein scheint), zum anderen setzen die Wohnungsbaugesellschaften mit dieser Unternehmenspraxis nur die Vorgaben des Senats um – nur sind die verantwortlichen Menschen im Senat zu feige, dazu auch öffentlich zu stehen und zeigen lieber mit den Fingern auf die Geschäftsleitungen der Wohnungsbaugesellschaften.

Ein schlimmes Beispiel ist ein aktuelles „Pilothaus“ der Pankower GESOBAU, ein Altbau in der „Pestalozzistraße 4“ (2) – dort wird die Tatsache, dass die GESOBAU die Hälfte der Wohnungen seit Jahren leer stehen lässt und durch jahrzehntelange Vernachlässigung die Kosten für jetzt notwendige Instandhaltung und Instandsetzung in die Höhe getrieben hat, gezielt benutzt, um jetzt besonderen Druck auf die restlichen Mieter*innen auszuüben, die sich kritisch mit der dort drohenden Aufwertung und anschließenden Mietpreissteigerung auseinandersetzen. Auch hier zieht die Politik aus Senat und Bezirk wieder an einem Strang mit den Mietpreistreibern aus den Wohnungsbaugesellschaften: die Bestandsmieter*innen sollen jetzt mittels spezieller Verträge und Sozialpläne gefügig gemacht werden und ihre Kritik an der Aufwertungs- und Verteuerungsstrategie von Senat und Wohnungsbaugesellschaft einstellen. Zuletzt gab es sogar die Androhung von Duldungsklagen gegen all jene Mieter, die der weiteren Mietpreistreiberei im Haus noch immer im Weg stehen.

Besonders erschreckend ist dabei, dass dieses Pilotverfahren von Senat und Bezirk für die gesamten Bestände der GESOBAU in Form eines Rahmenvertrags ausgeweitet werden sollen, ein Rahmenvertrag, der dann vermutlich auch die bisherige Praxis zahlreicher leer stehender Wohnungen bei solchen GESOBAU-Sanierungshäusern für die nächsten Jahre legitimieren könnte.

Allerdings kann es nicht wirklich wundern, dass sich Bezirk und Senat im Fall der GESOBAU so einig darin sind, dass es sich bei solchen Verfahren um „sozialverträgliche“ und „vorbildliche“ Bewirtschaftungspraxis einer Wohnungsbaugesellschaft handele, denn schon im letzten Jahr erklärten Senat und Bezirk übereinstimmend ein anderes Pilotprojekt bei der Gewobag in Pankow zum Vorzeigemodell sozialverträglichen Sanierens, womit in diesem Fall auch dort jahrzehntelanger Leerstand, Vernachlässigung und im Anschluss sogar die systematische Entmietung eines Haus einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft sogar zum „sozialen Fortschritt“ erklärt wurde.

Wenn Leerstand und Entmietung bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften als „sozialverträglich“ verkauft werden, wie will der Senat dann glaubwürdig bei privaten Immobilienspekulanten gegen solche mieterfeindlichen Methoden einschreiten? Wer schreitet überhaupt gegen spekulativen Leerstand im öffentlichen Wohnungsbestand ein, wenn es schon der Senat nicht tut?

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#Adventskalender – Türchen 24: In der Stillen Nacht – die Kleinhaussiedlung am Steinberg

Einen leeren Stall in den sie einziehen könnten, würden Maria und Joseph heute Nacht in Berlin wahrscheinlich kaum finden, das ist aber auch nicht nötig, weil in Berlin genug Häuser und Wohnungen leer stehen. In Tegel wird die denkmalgeschützte Kleinhaussiedlung am Steinberg, eine Wohnanlage mit Kleinhäusern, von den Eigentümern seit Jahren entmietet, viele, die wegen der leeren Wohnungen und Häuser nachfragen, werden wie Maria und Joseph in der Weihnachtsgeschichte abgewiesen und weggeschickt. Stattdessen können rücksichtslose Entmieter auch hier schalten und walten wie sie wollen, und die teilweise schon älteren Bewohner*innen schikanieren und unter Druck setzen. Was für ein öffentliches Interesse mit dem Denkmalschutz einher geht, wenn der Staat untätig dabei zusieht, wie vorhandener denkmalgeschützter Wohnraum leerstehen und verfallen gelassen wird, bleibt Dienstgeheimnis der verantwortlichen Träger der Amtsgewalt. Wohnraum auch als Wohnraum zu erhalten und zu schützen gehört anscheinend jedenfalls nicht dazu, trotz der Verpflichtung der Verwaltung durch die Berliner Verfassung, genau das zu tun und durchzusetzen. Ein Trost für Wohnungssuchende kann es da auch nicht sein, dass einzelne der leeren Häuser sogar noch mit Fördermitteln saniert und mit Preisen ausgezeichnet werden, oder als Drehkulisse für Filme und Partylocations ab und an zum Einsatz kommen. Unbewohnt bleiben sie trotzdem. Der Leerstand mindestens in den Häusern „Am Rosensteg 4“, „An der Heide 4 und 7“ sowie „Am Brunnen 1, 4, 9, 14, 18, 20, 21 und 22“ dieser Wohnsiedlung steht im Widerspruch zu Sinn und Zweck der Denkmalschutzgesetze und der Verfassung des Landes Berlin.


http://siedlungamsteinberg.blogsport.de/wieso-weshalb-warum/

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#Adventskalender – Türchen 23b: Jetzt schlägts Dreizehn – Leerstand überall!

Leerstand überall – trotzdem predigt die Politik nur „Bauen, Bauen, Bauen“ als einziges Rezept.

Was soll man auch anderes von Leuten erwarten, die dort, wo sie selbst direkte Entscheidungsbefugnis haben, nichts anderes als Stillstand und Verfall organisieren – so steht das frühere Bundesbauamt in der Warschauer Straße 5 (1) am Frankfurter Tor in Friedrichshain seit dem Abzug zur der Baubürokraten leer. Von irgendwelchen Ideen der „zum Wohle des Volkes“ Regierenden, was mit dem Gebäude geschehen soll (außer Leerstand und es später an Spekulanten verscherbeln), ist nichts bekannt – außer natürlich Neubau woanders anstatt die bestehenden Gebäude für kostengünstige und gemeinwohlorientierte Nutzungen zur Verfügung zu stellen. Dann wundert es auch nicht, wenn in Berlin noch viele andere große Gebäudekomplexe über Jahre oder Jahrzehnte ohne Nutzung leerstehen, wie etwa die Gebäude in der Andreasstraße (2) beim Ostbahnhof, oder in der Möckernstraße 120 (3). Dass die öffentlichen „Bauherrn“ den Wert erhaltenswerter Bausubstanz nicht zu schätzen wissen, dafür steht das irrwitzige Projekt des Autobahn-Neubaus der A100, dem u.a. auch die „Alt Stralau 1“, ein bekanntes und markantes Gebäude im Berliner Stadtbild, weichen soll (4). Was aus öffentlichem Eigentum über die Jahre wird, zeigt das Bild des ersten Arbeitsamts (5) aus den Zwanziger Jahren am Stralauer Platz nicht, denn der Verfall dort ist inzwischen längst viel weiter fortgeschritten. Warum Privateigentümer ihre Immobilien nicht spekulativ leer stehen lassen sollen, wie z.B. im Fall eines bekannten ehemaligen Kaufhauses am Oranienplatz (6), wenn die Öffentliche Hand Leerstand über Jahre/Jahrzehnte wie in den Fällen der Häuser in der Friedenstr. 31 (7) oder dem früheren Gesundheitszentrum Pankow in der Berliner Straße 42 (8) nur vor sich her schiebt und mögliche Nutzungen damit blockiert, kann man einem privaten „Investor“ dann sicher nur schwer überzeugend erklären. Private Eigentümer nehmen sich da die öffentliche Hand dann wohl gerne zum Vorbild, sei es bei einem Wohnhaus in der Warschauer Str. 9 (9), nur wenige Meter entfernt vom leerstehenden früheren Bauamt des Bundes, oder bei einem leerstehenden ehemaligen Wohnheim in der Pulsstraße 2 (10) nahe am Schloss Charlottenburg, und damit in direkter Nähe zur Technischen Universität, obwohl es doch zu wenig Wohnheime für Studierende geben soll. Eines der ältesten baulichen Zeugnisse des sozialen Wohnungsbaus „glänzt“ in Mitte seit vielen Jahren durch spekulativen Leerstand, und auch wenn in den Häusern in der Torstraße 85-87 (11) inzwischen Bauarbeiten im Gange sind, ist wohl kaum zu erwarten, dass diese Wohnungen wieder das werden, als was sie einmal errichtet wurden – sozialer Wohnungsbau. Noch dreister ist, wie die Öffentliche Hand in Berlin öffentliches Eigentum verschleudert, wie bei den bekannten GSW-Schenkungshäusern – die letzten verbliebenen Mieter in den größtenteils leerstehenden Häusern in der Enckestraße (12) werden vom Senat völlig im Stich gelassen und sind Schikanen und Psychoterror ihrer Entmieter ausgesetzt, beim Wohnhaus in der Schlesischen Straße 25 (13) hat der Senat die Profitinteressen privater „Investoren“ in den ehemals öffentlichen Häusern ebenfalls durchgesetzt, wie auch das Recht der Eigentümer, Wohnungen über Jahre leerstehen zu lassen und damit Wohnungsknappheit und Wohnungsnot in Berlin zu schüren. Gemäß der Berliner Landesverfassung haben sich Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirksämter allerdings eigentlich zu etwas anderem verpflichtet: nicht der Wohlstandsvermehrung von nur Wenigen, und nicht der Förderung von Wohnungsknappheit, sondern der Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum (Artikel 28 der Berliner Verfassung).

1. Bundesbauamt, Warschauer Straße 52. Andreasstraße3. Möckernstraße 1204. Alt Stralau 15. Arbeistamt am Stralauer Platz6. Ehemaliges Kaufhauses am Oranienplatz7. Friedenstr. 318. Berliner Straße 429. Warschauer Straße 910. Pulsstraße 211. Torstraße 85-8712. Enckestraße13. Schlesische Straße 25

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#Adventskalender – Türchen 23a: Hausbesetzung und Widerstand gegen Zwangsräumungen in Rom und Turin

In Rom initiiert und organisiert die Gruppe Action seit Mitte des letzten Jahrzehnts Kämpfe für das Recht auf Wohnen. Mit ihrer Unterstützung besetzen MigrantInnen, Wohnungslose und Zwangsgeräumte in Rom Häuser und kämpfen für die Anerkennung und Legalisierung der Besetzungen.

Die Videodokumentation „Action – Diritti in movimento“ (Action – Grundrechte in Bewegung), 27 Min., gibt einen Einblick in ihre Praxis und Kämpfe.


Fassung mit dt. Untertiteln als DVD bei Aktionsbündnis Recht auf Wohnen (kontakt@wirbleibenalle.org)

„Basta sfratti!“ – Besetzungen und Widerstand gegen Zwangsräumungen in Turin

Seit über zwei Jahren führen anarchstische Gefährt_innen in der italienischen Stadt Turin einen Kampf gegen Zwangsräumungen und für die Besetzungen von neuem Wohnraum. Ausgehend von einem offenen Plenum, wo Betroffene und solidarische Menschen sich auf Augenhöhe und jenseits jeglicher Vermittlung begegnen, wird der Widerstand zusammen geplant und untersachiedliche Wege der Selbstorganisierung erprobt. Durch die gemeinsamen direkten Aktionen soll versucht werden, einen Strich durch die Pläne der Gerichtsvollzieher, der Stadtverwaltung und der Polizei zu ziehen.

Basta-sfratti
36-seitige Broschüre Basta sfratti!, Beiträge zu den Kämpfen gegen Zwangsräumungen in Turin, mit Einleitung, Chronologie, Einschätzungen als PDF (und an einschlägigen Orten auch als Totholz-Broschüre).

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#Adventskalender – Türchen 23c: Auch in den #GSW23-Häusern herrscht weiter Leerstand

Weihnachten ist die Zeit der Geschenke, und mit dem Verschenken von Wohnraum hat Berlin Erfahrung: auch in den bekannten 23 ehemals öffentlichen, an die GSW verschenkten Häusern („GSW 23“) gibt es weiterhin relevanten Leerstand. Und nicht nur diese 23 Kreuzberger Häuser gingen an die GSW, sie erhielt in Berlin insgesamt 154 Häuser aus dem öffentlichen Eigentum. An alle Berliner Wohnungsbaugesellschaften wurden in den neunziger Jahren insgesamt 631 Häuser verschenkt, was aus diesen Häusern in der Zwischenzeit geworden ist, ist der Öffentlichkeit bislang größtenteils nicht bekannt.

Am 23. Dezember können aber wenigstens die bekannten „GSW 23“Häuser noch einmal in Erinnerung gerufen werden, die inzwischen alle privaten Finanzspekulanten gehören, welche sich nicht scheuen, noch den letzten Cent aus ihren Mietern herauszupressen, wie sich am Beispiel GSW/Deutsche Wohnen gerade wieder bestätigt.

Liste der verschenkten GSW23-Häuser (in denen weiter Leerstand herrscht):
1 – Bevernstr. 2
2 – Bevernstr. 3
3 – Enckestr. 4/4a
4 – Friedrichstr. 17
5 – Friedrichstr. 44
6 – Gitschiner Str. 85
7 – Gitschiner Str. 86
8 – Köpenicker Str. 183
9 – Köpenicker Str. 183 a
10 – Köpenicker Str. 185
11 – Köpenicker Str. 189
12 – Manteuffel Str. 7
13 – Manteuffel Str. 70
14 – Markgrafenstr. 85
15 – Markgrafenstr. 86
16 – Markgrafenstr. 87
17 – Schlesisches Str. 25
18 – Skalitzer Str. 44
19 – Skalitzer Str. 136
20 – Skalitzer Str. 137
21 – Stresemannstr. 32
22 – Wiener Str. 13
23 – Wilhelmstr. 7

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#Adventskalender – Türchen 22: Die Neubau-Lüge – Beispiel Gaswerksiedlung in Lichtenberg

Gaswerksiedlung

Gaswerksiedlung, Köpenicker Chaussee 21

Seit 2011 trichtert der Berliner Senat, unterstützt von einer wohlgefälligen Hofberichterstattung in den Lokalmedien, der Öffentlichkeit ein, dass nur durch Neubau preisgünstiger Wohnraum geschaffen werden könne – und dafür auch wertvolle Freiräume in den Kiezen dem jeweils erstbesten Immobilienspekulanten in den Rachen geworfen werden müssten.

Was der Senat in seinen wiederkehrenden Neubau-Predigten aber nie erwähnt ist, dass die landeseigenen Unternehmen seit Jahren systematisch vorhandenen günstigen Wohnraum in Bestandsbauten beseitigen oder verteuern, wo sie nur können.

Ein besonders absurdes Beispiel ist die sogenannte Gaswerksiedlung an der Köpenicker Chaussee im Bezirk Lichtenberg. Hier befinden sich über 100 Wohnungen, die größtenteils seit Jahren leer stehen bzw. durch Vattenfall mit Nachdruck entmietet werden, um dann in weitere überflüssige Büros umgebaut zu werden. Bezirk /Politik / Senat unterstützen das vorbehaltlos…

Diese historische Wohnsiedlung steht sogar unter Denkmalschutz, was aber auch das Bezirksamt Lichtenberg nicht davon abhält, die Aufgabe dieser Wohnungen politisch nach Kräften zu unterstützten – wieder mehr als einhundert preisgünstige Wohnungen weniger in Berlin, mit denen man den teuren Neubau von 100 Wohnungen andernorts legitimieren kann. Dass ein Großteil der Mieter die teuren Neubau-Mieten dann nicht mehr bezahlen kann, gibt den „Sozial“-Politikern dann wieder die Chance, immer mehr Berliner*innen in die Abhängigkeiten von Sozialbürokratien, dem Wohlwollen bzw. der Willkür der Wohnungszuweisung durch staatliche Stellen und landeseigene Wohnungsbau-Gesellschaften oder andere Formen der Bevormundung und Gängelung abzudrängen.

Die geplante Wohnungs-Beseitigung in der Gaswerksiedlung ist in Berlin aber keine Ausnahme, sondern Alltag. Weitere Beispiele sind die bis zu 1000 durch den Senat zum Abschuss/Abriss freigegebenen exzellenten Bestandswohnungen in der Wilhelmstraße in Mitte. Oder der erst durch die Änderung der Landesbauordnung durch den rot-roten Senat möglich gewordene Abriss von Teilen einer Wohnanlage an der Belforter/Saarbrücker Straße in Prenzlauer Berg – Wohnungen in gutem Zustand, die aktuell noch problemlos für unter 5€ nettokalt/qm vermietet werden könnten.

Dem Berliner Senat – egal in welcher Farbenkonstellation – ist es leider wichtiger, den Aufwertungs- und Verdrängungsboom auf dem Berliner Wohnungsmarkt weiter zu pushen, als preisgünstige Bestandswohnungen zu schützen. In Lichtenberg werden vom dortigen Bezirksamt sogar Bemühungen, nur temporäre Wohnnutzungen in den leer stehenden Wohnungen der Gaswerksiedlung zu ermöglichen, vehement abgelehnt.

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#Adventskalender – Türchen 21: Flora/Essohäuser/LampedusaHH-Soli Demo in HH – PM & Pressespiegel

flora

PMs / Stellungnahmen

Pressespiegel (ausgewählte Artikel und Blogposts):
 
23.12.2013:

22.12.2013:

21.12.2013:

Videos
(Anmerkung: Die Videos zeigen leider unverpixelt Gesichter von Demoteilnehmer*innen, sie sind aber inzwischen sowieso schon (zehn)tausendfach angeschaut und auch von großen Medien verlinkt worden)

Fotoalben

fckspd

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#Adventskalender – Türchen 19a: Eisfabrik-Bewohner*innen besuchen die BVV Mitte

UrkundeBVVHeute, am 19. Dezember, also kurz vor Weihnachten, besuchten etwa 25 Bewohner*innen der Eisfabrik zusammen mit dem Aktionsbündnis Recht auf Wohnen und dem Bündnis Zwangsräumungen verhindern die Bezirksverordnetenversammlung Mitte. Überreicht wurde der Preis des Kalten Herzens. Anlass hierzu war ein Bescheid der Bezirksabgeordneten an den Eigentümer der Eisfabrik, diese unverzüglich räumen zu lassen. Grund sei die Gefahr für Leib und Leben der Bewohner*innen – wir fragen: wie gefährlich ist es auf Berlins winterlichen Straßen leben zu müssen? Daran scheinen die Abgeordneten nicht gedacht zu haben.

Neben der Verleihung des eisigen Herzens stand deshalb die konkrete Forderung nach alternativen Wohnmöglichkeiten. Bevor diese artikuliert werden konnte, verließ die CDU-Fraktion den Saal, und alle Besucher wurden durch den Vorsteher der BVV zur Räumung aufgefordert. Ein Gesprächstermin über alternativen Wohnraum wurde allerdings mit Bezirksbürgermeister Hanke und Abgeordneten der Fraktionen der SPD, der Grünen und der Linken vereinbart.

bvv

Presse

Der CDU-Fraktionsvorsitzende vom Bezirk-Mitte will sich laut Twitter für eine neue Unterbringung der Bewohner der Eisfabrik einsetzen. Eine Möglichkeit wäre ja mal seinen Sozialsenator Czaja(CDU) ein wenig anzutreiben etwas zu tun.

CDU_Thorsten_Reschke_Twitter_Eisfabrik_19_12_2013

In der Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz zum Verwaltungsgerichtsurteil der 19. Kammer vom 20. Dezember 2013, VG 19 L 336.13. zur „Räumung der Eisfabrik“ heißt es:

Das Bezirksamt müsse allerdings anschließend für eine etwa erforderliche Unterbringung unfreiwillig Obdachloser sorgen. Der Verweis auf einen Sozialleistungsausschluss von EU-Bürgern greife unabhängig von den damit im Sozialrecht verbundenen ungeklärten Rechtsfragen nicht, weil es sich bei der Vermeidung von Obdachlosigkeit um eine Ordnungsaufgabe zur Gefahrenabwehr handele, für die das Bezirksamt verantwortlich sei.

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Potsdam: Offener Brief der datscha

ladatscha

Was ist los in dieser Stadt? Immer wieder der gleiche Mist!

Während es Potsdam dieses Jahr sogar ins Ranking der erfolgreichsten Städte geschafft hat und Privatisierung sowie kapitalistischer Ausverkauf ohne Hindernisse munter weiter schreiten, öffnet sich die Schere immer weiter.

Auf der einen Seite entstehen zwar aufgrund einer immer größeren Vorliebe für den Berliner Speckgürtel und einem daraus resultierenden akuten Wohnraummangel viele neue Wohnungen durch die Stadt oder Privatinvestoren, den sich jedoch eher nur eine bestimmte Klientel leisten kann. Wir sprechen hier von über 10 Euro Nettokaltmieten, Eigentumswohnungen, Luxusappartments, Townhouses, ja sogar Penthouses, wie in der Speicherstadt, den Nikolai Gärten,  der Villa Hegel, dem Palast Barbarini, oder von der Grundsteinlegung neuer Wohnungen neben der Französischen Kirche, im Potsdamer Norden oder im Bornstedter Feld.

Auf der anderen Seite können sich immer mehr Menschen diese Stadt nicht mehr leisten und ständige Mieterhöhungen, Luxussanierungen, Zwangsumzüge, ja sogar Zwangsräumungen mehren sich. Klar hätten wir es alle gern gemütlich und schön, doch nicht auf Kosten Anderer.

Die Stadt verwandelt sich immer mehr in ein preußisches Museum ohne Bezug zur Lebensrealität eines Großteils der Stadtbewohner_innen. So zieht das Stadtparlament ins neu gebaute Stadtschloss, soll der Staudenhof und die Fachhochschule abgerissen und das Mercurehotel sogar für mehrere Millionen Euro aufgekauft und abgerissen werden. Und alles, weil sie Sichtachsen und Postkartenmodelle einer längst vergangenen Zeit stören. In diese Geschehnisse reiht sich auch die sehr umstrittene öffentliche Förderung von 12 Millionen Euro für den äußerst fragwürdigen Wiederaufbau der Garnisonkirche, sowie den von der Stadt zwar dementierten, jedoch mehr als offensichtlich damit im Zusammenhang stehende Umbau eines Teiles der Breiten Straße. Von der Schloßstraße bis zur Dortustraße soll diese wieder wie in Vorkriegszeiten glänzen. Na Hauptsache, wir machen uns die Mitte schön!

Und wie steht es um die Datscha?

Vor etwa zwei Monaten kam es zu Gesprächen mit dem Kommunalen Immobilienservice (KIS).

Dem Ganzen vorausgegangen war ein jahrelanges Geplänkel um zu bezahlende Rechnungen, die aber unserer Meinung nach unseriös und ohne formale Grundlage (u.a. Zählerstände) erhoben worden waren. Die Datscha verfügt nicht über einen direkten Wasseranschluss, sondern bezieht ihr Wasser über einen Anschluss (Verteiler) auf einem Grundstück der Stiftung Preußischen Schlösser und Gärten (SPSG). Diese gab die Wasserabrechnungen an den KIS weiter, welcher sie ohne vorherige Überprüfung bezahlte und dann an uns weiterreichte. Wir haben in diesem Zusammenhang immer betont, dass wir bereit sind die Wasserkosten zu bezahlen, aber nur soweit sie auf einer fairen Grundlage erhoben werden.

Nachdem unsere offenen Briefe diesbezüglich in den letzten Jahren vehement ignoriert wurden, erhielten wir im April diesen Jahres einen erneuten Brief des KIS, mit der Androhung, uns das Wasser zum 1. Mai abzustellen, wenn wir nicht bereit sind ihre Rechnung zu bezahlen. Dieses Mal schalteten wir einen Anwalt ein und siehe da, auf einmal gab es Gesprächsbereitschaft, die Rechnungen wurden überprüft und es wurde letztendlich eingesehen, dass da irgendetwas nicht stimmte.

Nun sind wir im Gespräch mit einer Bearbeiterin des KIS. Wie dieses Gespräch endet, hängt  zur Zeit hauptsächlich von einem Punkt ab und zwar den Betriebskosten (Grundstücksteuer und Gebäudeversicherung), die diese Rechnung küren. Schon von Anfang an waren wir zwar bereit Strom und Wasser zu zahlen, nicht aber die Betriebskosten, da wir weder Mieter noch Eigentümer des Hauses waren und auch nicht werden wollen.

Wir sind besetzt und wollen es bleiben. Es ist unsere politische Entscheidung und unser Versuch, uns ein Stück weit der kapitalistischen Stadtentwicklung entgegen zu stellen. Als Zeichen, dass auch ein anderer Weg möglich ist, dass nicht alles auf Profite und Konsum, Herrschaft und Beherrschte bauen muss und dass durch Partizipation und Gleichberechtigung gesellschaftlich auferlegte Hürden leichter zu nehmen sind oder sogar eingerissen werden können.

La Datscha bleibt unverträglich!

Mit der Kampagne „Die Flora bleibt unverträglich“ startete die Rote Flora in Hamburg eine große Solidaritätsbewegung zum Erhalt des besetzten Hauses. Die Flora existiert in ihrer jetzigen Form seit über 20 Jahren als linkes Kulturzentrum und zwar ohne Mietvertrag. Die Datscha ist nicht die Rote Flora, aber es gibt Parallelen. Und genau wie die Floragruppe sich entschieden hat, gar nicht erst um einen Mietvertrag zu verhandeln, weil er das faktische Ende des Projektes bedeuten würde, sagen wir als Datscha: auch wir bleiben unverträglich. Wir sind bereit Wasser und Strom zu bezahlen, mehr Kontrolle und Einflussnahme wird es aber nicht geben.

Wohin Kompromisse mit der Stadtverwaltung gehen, sieht man im Augenblick sehr gut am Archiv. Ist ein Projekt erst einmal in die Bürokratiefalle getappt, werden die Spielregeln nur noch von Ämtern gemacht. Das, was 1997 mit einer Räumung nicht gelungen ist, wurde jetzt mittels Paragraphen nachgeholt: die zeitweilige Zerschlagung des Kulturbetriebs in einem ehemals besetzten Haus.

Keine Profite mit der Miete, Wohnraum ist keine Ware!
Weg mit Preußisch-Disneyland! Her mit Wohn- und Lebensraum für alle!
Für eine befreite Gesellschaft ohne Sachzwänge und Hierarchien!
Flora bleibt! WagenHausBurg Hermannswerder bleibt!
Archiv bleibt! Datscha bleibt!

Wir bleiben alle!

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