Am 12.12.2014 im Regenbogen Café:
19.00 Uhr: Squat or Rott
Poetisches und Prosaisches aus 40 Jahren Wohnk(r)ampf
Ralf G. Landmesser liest und zeigt pics
22.30 Uhr: Schade, dass Beton nicht brennt
Dokfilm vom Novemberkollektiv, BRD 1981, 16 mm, Farbe, 81 min
Geschichte des Häuserkampf 80/81 in Berlin. Bei 80.000 Wohnungssuchenden in Berlin stehen über 7.000 Wohnungen leer, hauptsächlich in den Arbeitsbezirken Kreuzberg und Wedding. Sie sollen abgerissen oder modernisiert werden. Spekulantenfirmen, private und senatseigene, verdienen astronomische Summen mit der „Stadterneuerung“. Viele der alteingesessenen Bewohner können die Mieten der modernisierten Altbauwohnungen oder Neubauwohnungen nicht bezahlen, werden umg in andere Stadtteile, verlieren ihre sozialen Bindungen. Am 12. Dezember 1980 verhinderte ein Polizeieinsatz die Besetzung eines weiteren leerstehenden Hauses am Fraenkelufer. Die Folge dieses Einsatzes waren Straßenschlachten mit der Polizei. Barikaden wurde gebaut, Steine flogen, es gab zerbrochene Schaufensterscheiben, Verletzte, Verhaftungen. Nach dieser Eskalation stieg die Zahl der instandbesetzten Häuser auf über 130.
Aus diesem Protest heraus formierte sich das Novemberfilm Kollektiv, eine Gruppe von Filmschaffenden, die das Geschehen mit der Kamera dokumentierten.
„Schade, daß Beton nicht brennt“ von Gabriele Bartels, Niels Chr. Bolbrinker, Barbara Etz, Barbara Hennings, Christoph Marzian, Helmut Nierchylo, Barbara Rhode, Klaus Saide und Wolfgang Schuhkrafft. Der einundachtzigminütige Dokumentarfilm schildert – erfrischend fragmentarisch – die Lebensumstände Berliner Hausbesetzer. Vor allem aus Beobachtungen und Stellungnahmen besteht sein Material, aus Impressionen und Assoziationen der Betroffenen, aber auch aus. Bildern, die wie Impressionen und Assoziationen der filmischen Darstellung selbst wirken. Der Film zeigt die kleinen Siege der Hausbesetzer, wenn eine ältere Berlinerin sich voll und ganz mit ihnen solidarisiert. Und er zeigt ihre großen Niederlagen, so, wenn Frauen, Kinder, Männer vorm Schutthaufen des Hauses sitzen, aus dem sie gerade erst vertrieben wurden. An der Wand des alten Hauses steht: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.“ Und an der Wand eines Neubausilos steht: „Häuserbesetzen ist dufte.“ Der Film zeigt die Versuche der Hausbesetzer, gegen die willkürliche Zerstörung von Wohnräumen zu kämpfen, und ihr Bestreben, diesen Kampf organisatorisch in den Griff zu bekommen, sei’s mit der Einrichtung von Wachen gegen die Angriffe von außen, sei’s mit der Einrichtung von Materiallagern gegen die Schwierigkeiten im Innern. Und er zeigt ihre Auseinandersetzung mit der Polizei. Wobei der Blick sich auf das richtet, was diese Männer als Polizisten verkörpern gegenüber den Menschen, die einfach nur um Wohnraum kämpfen. In den schönsten Szenen des Films erfährt man einiges von den politischen und den allgemeinen Lebensvorstellungen der Hausbesetzer, von ihren Hoffnungen und Ängsten und sogar von ihren Träumen. Doch der Film zeigt nicht nur, er gestaltet auch. Dabei aber zeigt er stets, daß er gestaltet. „Schade, das Beton nicht brennt“ ist ein Film, dem bewußt ist, daß er von Zusammenhängen spricht, die auch außerhalb seiner selbst existieren, aber er ist auch ein Film, dem bewußt ist, daß er mit der Darstellung der Zusammenhänge einen neuen Zusammenhang konstituiert: den filmischen. Einmal sieht man, wie ein älterer Passant auf die Demonstranten schimpft. Wenn die sich vermummen würden, dann hätten sie auch was vor. Danach, nach einem harten Schnitt, sieht man einen Polizisten, der bis zur Unkenntlichkeit vermummt ist.“ (Norbert Grob in DIE ZEIT 1981)
Regenbogen Kino | Lausitzer Str. 22 | 10999 Berlin
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