In ihrer These über die Festivalisierung der Stadtpolitik stellten [die Soziologen] Häußermann und Siebel bereits 1993 fest, dass Stadterneuerung in den Städten Europas zunehmend projektbezogen verläuft: Über die Ausrichtung von Großveranstaltungen wie sportlichen Großereignissen, Kulturfestivals, Weltausstellungen oder Städtegeburtstagen soll die Stadtentwicklung vorangetrieben und beschleunigt werden, indem finanzielle Ressourcen, Arbeitskräfte und Medienaufmerksamkeit auf ein zeitlich und räumlich begrenztes sowie thematisch fokussiertes, in vielen Fällen Prestige trächtiges Großereignis ausgerichtet werden.
Im Gegensatz zu früheren Stadtentwicklungsprojekten, die sich zwar auch mittels schrittweiser Investitionen vollzogen, dennoch aber in eine langfristige Stadtentwicklungsplanung eingebettet waren, charakterisiert sich diese Form der projektbezogenen Stadtentwicklung dadurch, dass es nicht mehr notwendiger Weise in einer übergeordnete Stadtplanung eingebettet ist. Zudem verläuft die Realisierung von Bauprojekten zunehmend durch den Einsatz von Sonderorganisationen sowie mittels Öffentlich-Privater Partnerschaft (ÖPP), die nur bedingt an gesetzliche Rahmenvorgaben gebunden sind.
Die Ausrichtung von Großereignissen als Mittel der Stadtentwicklung steht im Kontext veränderter wirtschaftlicher Bedingungen, welche, hervorgerufen durch Globalisierungsprozesse, für die finanzielle Abhängigkeit der Städte von externen Zuwendungen gesorgt haben. In diesem Kontext dienen Großereignisse nicht zuletzt dazu, auf den verschiedenen Ebenen Einnahmen zu generieren: Zum einen durch die Bindung von Subventionen, zum anderem als Mittel, um für die eigene Sichtbarkeit bei potenziellen Besucher_innen und Investor_innen zu sorgen. Die nun durch Subventionen zur Verfügung stehenden Ressourcen werden nicht zuletzt für die Umsetzung von Großprojekten und die Errichtung symbolträchtiger Bauten verwendet, wobei letztere für die gewünschte globale Sichtbarkeit sorgen sollen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ausrichtung von Großevents ein Mittel des City-Marketings darstellt. Dabei sind City-Marketing und Festivalisierung nicht zuletzt im Kontext einer unternehmerischen Stadtpolitik zu sehen. Im Folgenden werde ich auf die einzelnen Aspekte näher eingehen.
Festivalisierung als ein Merkmal einer unternehmerischen Stadt
Die Festivalisierung der Stadtpolitik steht im Zusammenhang mit dem Wandel der Städte hin zu einer unternehmerischen Stadtpolitik, deren Ziel in erster Linie die Generierung von Einnahmen ist. Dies geschieht über die Strategie des City- Marketings, für die wiederum ein Großevent ein Mittel darstellt.
Die seit Mitte der 1980er Jahre einsetzenden Dynamiken wie (neoliberale) Globalisierungsprozesse und die Reorganisation des Nationalstaates haben zu einer Verschiebung bestimmter Entscheidungskompetenzen von nationaler auf die sub- bzw. supranationale Ebene geführt.
Für die Städte bedeuteten diese Prozesse nicht nur ein erhöhtes Maß an Standortwettbewerb und Städtekonkurrenz – im Zuge dessen veränderte sich auch der Aufgabenbereich: weg von der Administration bzw. Durchführung der nationalstaatlichen Politik, welche sich hauptsächlich auf die von „oben“ angeordnete Durchführung sozialer sowie infrastruktureller Maßnahmen beschränkte, hin zu eigenem unternehmerischen Management, der Initiierung von Unternehmensansiedlungen und der Kapitalakkumulation in Immobilien. Aus diesem Grund mussten die harten und weichen Standortfaktoren stimuliert werden: durch die Produktion eines Images, das Hervorheben der eigenen Besonderheiten im Vergleich zu anderen Städten, sowie die Betonung oder sogar Schaffung der „natur – bzw. kulturräumlichen Eigenschaften des jeweiligen Ortes“.
Analog zur oben beschriebenen veränderten Ausrichtung der Stadtpolitik durchlief die Regierungsform einen Wandel von government zu governance. Die zuvor staatlich-hierarchisch geprägten Strukturen erfuhren dabei eine institutionelle Öffnung gegenüber nicht-staatlichen Akteuren hin zu einer eher netzwerkartigen Struktur, welche von einem partnerschaftlichen Verhältnis zwischen den Akteuren charakterisiert ist und bei dem die Grenze zwischen öffentlichen und privaten Akteuren zunehmend verschwimmt. Angesichts dieses partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen den involvierten Akteuren rückt dabei die Existenz eines machtpolitischen Ungleichgewichts in den Hintergrund.
Charakteristisch für die unternehmerische Stadt ist außerdem die Privatisierung und Kommodifizierung vormals öffentlicher Güter wie unter anderem der Gas- und Wasserversorgung, des öffentlichen Nahverkehrs und des sozialen Wohnungsbaus: Dienstleistungen werden so zunehmend von privaten Akteuren erbracht und Neuplanungen in der Regel mittels einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP) realisiert. Zudem findet ein Rückzug der staatlichen Aktivität bezüglich sozialpolitischer Maßnahmen und sozialer Einrichtungen statt, während zugleich wirtschaftsfördernde Maßnahmen ausgeweitet und die Bildung von Wohnungseigentum unterstützt wird. Letzteres dient als ein Mittel, die besitzende Mittelschicht und die hochqualifizierte Bevölkerung in den Städten zu halten.
Der Wandel des städtischen Raumes hin zu einer Dienstleistungsmetropole, in der insbesondere die Innenstadt die Funktion eines kontrollierten Erlebnis- und Konsumtionsraumes erfüllen soll, der zugleich eine wichtige Funktion hinsichtlich der Imageproduktion erfüllt, hat nicht nur zu einer zunehmenden Überwachung seitens der städtischen Verwaltung und der dort ansässigen Geschäftsleute geführt. Angesichts dieser neuen Form der Ordnung sehen sich auch die in den Innenstädten ansässigen Submilieus der Vertreibung ausgesetzt, da ihre Anwesenheit den Vorstellungen einer „aufgewerteten Einkaufs-, Erholungs-, und Bürozone“ widerspricht. Mit dem Einsatz privater Akteure auch in diesem Bereich ist an dieser Stelle eine Verwischung der rechtlichen Zuständigkeiten zu beobachten. Die städtische Armut als eine Form der „Irritation für Konsument_Innen“ hat an dieser Stelle keinen Platz.
Der in den Städten sich vollziehende Kampf um Raum äußert sich in Gentrifizierungsprozessen und führt zu Preissteigerungen bezüglich des (Wohn-)raumes.
Die Ausrichtung und Vorbereitung von Großereignissen muss in diesem Kontext gesehen werden, und ist für das Verständnis der politischen und stadtplanerischen Vorgänge in Städten, in denen Mega-Events ausgerichtet werden, unumgänglich.
Gründe für eine Politik der Großereignisse
1. Globalisierungsprozesse und veränderte Wettbewerbsbedingungen
Das Phänomen der Festivalisierung muss als Ergebnis von Globalisierungsprozessen gesehen werden. Die ab den 1970er Jahren durch die Weltmarktkrise hervorgerufene Phase der ökonomischen Stagnation bzw. Schrumpfung in den Städten hatte strukturelle Arbeitslosigkeit, sinkende Einnahmen, geringere Neuinvestitionen, sowie eine Verschärfung der Armut und der Wohnungsproblematik zur Folge. Die Internationalisierung von Kapitalverflechtungen und des Kapitalverkehrs, sowie die Öffnung der Weltmärkte und der Grenzen hatten außerdem die Verschärfung des Standortwettbewerbs zwischen den Städten zur Folge, welcher begleitet war vom Verlust der eigenen Sichtbarkeit. Die aus Krise und Globalisierungsprozessen resultierende Abhängigkeit von externen Zuwendungen wie staatlichen Subventionen und privaten Investitionen haben zur Strategie des City-Marketings und -Brandings geführt.
Verstärkt wurde diese Orientierung durch die Hinwendung zur Tourismusbranche, welche sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts, bedingt durch eine anwachsende und immer wohlhabendere Mittelklasse mit immer mehr zur Verfügung stehender Freizeit, zu einer der weltweit wichtigsten Wirtschaftssektoren entwickelte und heute eine lukrative Einnahmequelle darstellt. In diesem Zuge wandelten sich die Orte der vormals industriellen Produktion zu Konsumräumen. Mit dem Wachstum der Branche hat sich im Laufe der Jahre jedoch auch hier der Wettbewerb zwischen den Städten drastisch verschärft.
Indem man die eigene globale Sichtbarkeit dadurch erhöht, dass man für die Verbreitung eines bestimmten eigenen Images sorgt, sollen Investoren und Besucher_innen angezogen und auf diese Weise Einnahmen generiert werden. Das auf diese Weise erzeugte Wirtschaftswachstum soll wiederum für mehr Arbeitsplätze und in der Folge für mehr Steuereinnahmen sorgen. Die nun vorhandenen finanziellen Ressourcen sollen die Lösung städtischer Probleme möglich machen.
Wegen der medialen Aufmerksamkeit von globaler Reichweite, die den Austragungsorten zu Teil wird, gelten Großevents als effektives Mittel.
2. City-Marketing und -Branding für mehr globale Sichtbarkeit
City-Marketing und City-Branding müssen als Strategien der unternehmerischen Stadt gesehen werden, welche sich im Zuge des zunehmenden Standortwettbewerbs zur gängigen Praxis von Stadtmanagement und -planung entwickelt haben: Dabei wird die Stadt an sich als das zu verkaufende Produkt verstanden, welches von Tourist_innen bzw. Besucher_innen konsumiert werden soll. Das City-Marketing erfüllt an dieser Stelle nicht nur die Funktion, die Stadt zu inszenieren und zu verkaufen, sondern beeinflusst, in Verbindung mit der Situation vor Ort, auch den Ruf der Stadt, von dem wiederum der Touristenzustrom abhängig ist.
Durch Marketing wird zudem versucht, sich mittels der selektiven Hervorhebung der eigenen Besonderheit zum Beispiel durch kulturelle, architektonische, ethnische oder historische Attraktionen im globalen Bewusstsein sichtbar zu machen. Die Errichtung von markanten Bauten, die sich im Idealfall zum Wahrzeichen der Stadt entwickeln, sowie die Ausrichtung von Großevents dienen dazu, diese Sichtbarkeit weiter zu verstärken, wobei an dieser Stelle den Olympischen Spielen, aufgrund der medialen Aufmerksamkeit von globaler Reichweite, die größte Wirkung zugesprochen wird.
3. Eine an Image und Besucherklasse orientierte Stadterneuerung
Ebenso wie das City Marketing, so muss auch die Stadtentwicklung im Kontext eines sich verschärfenden Konkurrenzkampfes zwischen Städten um Einnahmen durch Tourismus und Investitionen gesehen werden. Dabei orientiert sich Stadterneuerung immer mehr an den im Marketing-Prozess produzierten Bildern: „The product must plausibly resemble the representation, and thus cities often remake themselves in conformity with their advertised image.“
Ähnlich verhält es sich mit der Infrastruktur, welche ebenso wie das Stadtbild an das Image, an die Bedürfnisse der Tourist_innen angepasst werden muss, und das die staatliche Unterstützung erfordert. Dieser Prozess hat sich durch Medien, elektronische Kommunikationsmittel und Transnationale Unternehmen weiter beschleunigt. Dies erfordert von den Städten eine ständige physische Anpassung im Kampf um die Besucher_innen, welche einerseits das Außergewöhnliche, andererseits das Erleben der „fremden“ Realität suchen. Durch das hier beschriebene Place-Marketing haben sich bestimmte Touristenrouten etabliert, durch die die zu besuchenden Sehenswürdigkeiten bereits vorgegeben sind.
In diesem Kontext dient zum Beispiel die Revitalisierung von degradierten Hafengegenden vor allem dem Tourismus: Indem sie einen Raum für die eigene Inszenierung schaffen (zum Beispiel durch die Einrichtung von Museen), kommt es an dieser Stelle zur Erschließung einer (neuen) touristischen Sehenswürdigkeit. Die Existenz von Armut, Kriminalität, städtischem Verfall und anderen unerwünschten Eigenschaften soll hier möglichst ferngehalten werden. Die Konstruktion von touristischen Enklaven, welche abgegrenzt von der übrigen Stadt existieren, wird somit gefördert – und damit die räumliche Segregation. Gerade in Ländern des Globalen Südens, mit ihrer Sichtbarkeit von Kriminalität, Armut und sozialen Problemen im städtischen Raum, ist dieses Phänomen der Abgrenzung besonders stark ausgeprägt.
Diese vorgezeichneten Touristenrouten, auch als Tourist Bubbles bezeichnet, bestehen unter anderem aus Komponenten wie Kongresszentren, Shopping Malls, Sportstätten, Aquarien, revitalisierten Hafengebieten sowie exklusiven Bürobauten. Sie sollen die nötige Infrastruktur für die gewünschten Besucher_innen bereitstellen. Meist jedoch fordern ihre Errichtung und später der Betrieb hohe staatliche Subventionen und bringen wenig Gewinn ein. Der Kontrast zwischen kostenintensiven Touristenenklaven und der künstlich abgegrenzten, meist weniger wohlhabenden und von der Stadtplanung vernachlässigten Nachbarschaft, kann auf die Bewohner_innen polarisierend wirken.
Die an einer Besucherklasse ausgerichtete Stadtplanung richtet sich jedoch nicht nur an Freizeittourist_innen, Kongressbesucher_innen, oder Veranstalter von Sportereignissen. Sie sollen – wie zum Beispiel Shopping Malls – auch der wohlhabenden, in den Vororten ansässigen konsumierfreudigen Mittelklasse dienen, auf deren Einnahmen spekuliert wird.
4. Erwartete Benefits von sportlichen Großereignissen
Mega-Events erfüllen im Wettbewerb um mehr globale Sichtbarkeit jedoch nicht nur die Funktion, sich einen Platz auf der mentalen Landkarte zu sichern, sondern gelten auch als Mittel, die eigene wirtschaftliche, politische und kulturelle Macht als Gastgeberland zu demonstrieren.
Hinsichtlich der internen Wirkung erhofft man sich durch die Ausrichtung von Mega-Events eine Beschleunigung der Stadtentwicklung: Der aufgrund der gegebenen Frist bestehende Zeitdruck sowie die nun vorhandenen finanziellen Ressourcen, wie staatliche Subventionen und private Investitionen, sollen für die schnelle Umsetzung von Großprojekten zum Beispiel in der Verkehrsinfrastruktur sorgen. Zudem lässt der durch die erwarteten Imageeffekte bedingte Druck auf die Behebung anderer städtischer Probleme wie die öffentliche Sicherheit oder die Aufwertung degradierter Stadtviertel hoffen. Ein sportliches Großevent gilt außerdem als Anlass, Sportstätten und andere Einrichtungen zu erneuern. Im Kontext der unternehmerischen Stadt besteht der Anreiz, ein Großevent auszurichten nicht zuletzt darin, dass sie einen Anlass darstellen, die eigenen stadtpolitischen Interessen (sowie die wirtschaftlichen Interessen des unternehmerischen Partners) schneller zu realisieren.
Folgen für die Stadtentwicklung
Angesichts überzogener Erwartungen in Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und Einnahmen und bei gleichzeitigen hohen Investitionskosten in spezialisierte Infrastruktur sowie bei immer weiter steigenden Durchführungskosten, vor allem aufgrund immer teurer werdender Sicherheitsmaßnahmen, ist die Verschuldung des öffentlichen Haushalts ein sehr wahrscheinliches Risiko. Preuss merkt an, dass selbst bei der WM in Deutschland 2006, die unter höchst vorteilhaften Rahmenbedingungen stattfand, nur äußerst geringe Wirtschaftseffekte festzustellen gewesen seien und dass ein Großereignis aus wirtschaftlicher Sicht eher als eine Investition ins Standortmarketing begriffen werden sollte.
Die intensive mediale Präsenz im Zuge eines stattfindenden Mega-Events kann anstatt der Verbesserung des eigenen Images auch zum gegenteiligen Effekt führen. Dies zeigt das Beispiel der 2010 in Neu-Delhi ausgetragenen Commonwealth-Spiele: Die negative Berichterstattung infolge verschiedener Pannen führte zur Verbreitung des „Bild[es] eines inkompetenten, unzuverlässigen und chaotischen Eventausrichters“. Gerade für Schwellenländer, welche sich im Zuge solcher Spiele erst profilieren wollen, bedeutet diese Gefahr die Erhöhung des Erfolgsdrucks, welcher sich unter Umständen in weiter steigenden Kosten, nicht zuletzt für die Sicherheitsinfrastruktur, äußert.
Die feste Frist führt jedoch nicht nur zu einer beschleunigten Stadtentwicklung, sondern auch zum Arbeiten unter Druck und damit zu Kontrollverlust. Aus diesem Grund gehen die Vorbereitung und die Durchführung von Großevents oft mit Korruption und Bestechung einher. Dabei ist die demokratische Legitimierung, etwa durch ein Referendum, nicht vorgesehen. Zu groß ist die Angst der politisch-wirtschaftlichen Elite, die solche Projekte beschließt, dass ein „Nein“ die Durchführung zunichtemachen könnte. Dies trifft auch auf den Bau von Stadien und anderen kostenintensiven Sportstätten zu, wo unter Umständen mittels Referendum getroffene Entscheidungen schlicht übergangen werden: „If the voters pass this, we`ll move forward. If the voters don`t pass this, we`ll still move forward“. Die dennoch notwendige Unterstützung der Bevölkerung muss daher durch einen „von oben“ initiierten politischen Prozess des Akzeptanzschaffens erreicht werden.
Charakteristisch ist bei der projektbezogenen Stadtentwicklung außerdem die Initiierung medienwirksamer Sozialprojekte, welche der Lösung städtischer Probleme dienen sollen, wobei gleichzeitig die Gefahr besteht, dass die tatsächlichen Probleme, die in der kurzen Zeit nicht angegangen werden können, vernachlässigt werden.
Neben den Einschnitten im öffentlichen Budget, nicht zuletzt hervorgerufen durch die Verwendung öffentlicher Gelder zur Finanzierung von Investitionen, hat die Ausrichtung von Großevents vor allem Auswirkungen auf dem Wohnungsmarkt: Die in diesem Zuge vorgenommene Aufwertung von degradierten Stadtvierteln löst in vielen Fällen Gentrifizierungsprozesse aus. Sie gelten sowohl als eine allgemeine Konsequenz von Großevents, als auch als Teil einer von Eliten propagierten Stadtentwicklungspolitik.
Die Einflussnahme externer Akteure wie FIFA oder OIK auf die Stadtentwicklung sowie die Verpflichtung, globale Standards einzuhalten, können, aufgrund der zunehmenden globalen Vereinheitlichung, zu einem Verlust der regionalen Identität führen. Die in diesem Kontext errichtete, oft überdimensionierte Infrastruktur wie zum Beispiel Stadien, welche in der Folge ungenutzt zurückbleiben, können neben dem bereits bestehenden Risiko der Verschuldung, zu weiteren Kosten für Betrieb und Instandhaltung führen.
Im öffentlichen Raum verdrängt die Marktmacht der Sponsoringpartner die Nicht-Vertragspartner und sorgt auf diese Weise für deren wirtschaftliche Ausgrenzung. In Schwellenländern trifft dies insbesondere die informell arbeitenden Straßenhändler_innen, welche auf den Zugang zum öffentlichen Raum, der nun beschränkt wird, angewiesen sind. […]
Hinweis: Dieser Text ist ein leicht angepasster Auszug aus der Diplomarbeit „Verdrängungsprozesse, räumliche Segregation und soziale Exklusion in Rio de Janeiro“ von Regionalwissenschaftlerin und KoBra-Mitglied Phyllis Bußler. Ergänzungen und Weglassungen in eckigen Klammern, darüberhinaus wurden folgende 2 Anpassungen gemacht: 1. Zur Erhöhung der Lesbarkeit (für Nicht-Akademiker*innen) wurden alle Quellenangaben und Fußnoten entfernt, für diese siehe Orginal-Text (PDF). 2. Die sich auf die Gliederung der Gesamtarbeit beziehende Kapitel-/Abschnitts-Nummerierung wurde entfernt.