Zwangsräumung nach Blockade aufgeschoben
Durch eine Blockade konnte heute, Freitag, den 20.06.2014, eine Zwangsräumung vorerst verhindert werden. Die überraschte Gerichtsvollzieherin hat, in Anwesenheit der Polizei, die Räumung 2 Wochen aufgeschoben.
Ab 8.30 Uhr blockierten ca. 50 Aktivist_innen den Eingang zum Treppenaufgang des Hinterhauses und des Seitenflügels der Buttmanstraße 18 in Wedding. Kurz vor dem angekündigten Räumungstermin um 9.00 Uhr kam ein Vertreter der Hausverwaltung Cavere (cavere estate gmbh, Kurfürstendamm 103/104, 10711 Berlin) in den Hof. Er war sichtlich überrascht von der Blockade. Ihm wurde freundlich erklärt, dass die Räumung ausfällt. Dies wurde dann mit lauten Sprechchören bestärkt. Das war ihm dann zuviel und er verließ den Hof wieder, begleitet von einigen Aktivist_innen, und rief die Gerichtsvollzieherin und die Polizei.
Ein Umzugswagen und Schlosser stand auch schon bereit. Die Polizei erschien erst mit einem Streifenwagen und einer Wanne. Nachdem auch dem Einsatzleiter und der Gerichtsvollzieherin mitgeteilt wurde, dass die Zwangsräumung blockiert wird, erklärten diese sich zu einem Gespräch mit Tina bereit und stellten einen Aufschub in Aussicht, orderten aber gleichzeitig Verstärkung. Sie handelten dann mit Tina aus, die Räumung 2 Wochen aufzuschieben.
Der Einsatzleiter und einige Polizisten teilten das Ergebnis den Blockierenden im Hof noch persönlich mit und wollten die Leute dazu bewegen den Hof zu verlassen aber die Leute blieben sehr entspannt und im Hof. So zogen Polizei, Gerichtsvollzieherin, Hausverwaltung, Möbelpacker und Schlosser von dannen.
Die Aktivist_innen und Tina jubelten und feierten noch ein bisschen im Hof und gingen dann ebenfalls. Während der ganzen Aktion wurden auf der Straße Transparente gezeigt, Ansagen per Megaphon gemacht, Flyer verteilt und mit den Nachbar_innen gesprochen. Die Resonanz war durchaus positiv, was ja auch schon bei anderen Aktionen und Demos gegen hohe Mieten, Verdrängung und Zwangsräumungen im Wedding zu bemerken war.
Das alles sind gute Vorraussetzungen um auch der Zwangsräumung in 2 Wochen offensiv entgegenzutreten!
Zum Hintergrund
Tina S. lebt seit fast 40 Jahren in der Buttmannstr. 18. Durch einen Eigentümerwechsel und drei mal wechselnde Hausverwaltungen kam es 2008 zu Mietschulden, die jedoch von ihr beglichen wurden. Ab diesem Zeitpunkt sollte das Jobcenter die Miete direkt überweisen, doch versäumte dies – trotz schriftlicher Zusage. Tina S., die gar nichts von der ausstehenden Miete wissen konnte, erhielt fünf Monate später die Kündigung. Das Gericht sah diese als rechtens an. In den letzten 3 Jahren wurde die Miete immer pünktlich gezahlt. Wegen Krankheit gewährte das Gericht 2013 einen Räumungsaufschub von 12 Monaten, verkürzte diesen aber um 6 Monate.