[TV-Doku] Kampf um den Kiez: Wildwest im Thälmannpark

Di 29.04.2014 | 21:00 | Die rbb Reporter
Kampf um den Kiez – Wildwest im Thälmannpark

Der Prenzlauer Berg ist voll. Nur im Ernst Thälmann Park ist noch Platz: Parkanlagen, eine Bahnbrache, ein marodes Krankenhaus. Grundstücke, die früher in kommunalem Besitz waren, wurden verkauft. Jetzt rücken Immobilieninvestoren näher. Sie wollen bauen und „verdichten“. Die Bewohner der Plattenbausiedlung einst Vorzeigeprojekt des sozialen Wohnungsbaus der DDR fürchten sich vor dem Anstieg der Mieten und vor Verdrängung. Sie beginnen sich zu wehren, entwickeln eigene Visionen von der Zukunft ihres Kiezes. Und geraten dabei schnell an die Grenzen der vermeintlichen Mitbestimmung, die das Bezirksamt versprochen hat.

Was aktuell mitten im Prenzlauer Berg passiert, steht exemplarisch für viele innerstädtische Konflikte nicht nur in Berlin. Wie funktioniert Bürgerbeteiligung und Stadtgestaltung? Welche Kräfte wirken öffentlich, welche verdeckt im Hintergrund? Ein Bahngrundstück am Rande des Thälmann Parks stand vor zwei Jahren zum Verkauf. Der Bezirk hätte sein Vorkaufsrecht nutzen können, entschied sich aber dagegen. Jetzt ist das Gelände in privater Hand. Wenn es nach dem neuen Eigentümer geht, entsteht hier demnächst ein Hochhaus mit teuren Wohnungen.

Über ein Jahr lang, von Januar 2013 bis März 2014, hat die preisgekrönte Dokumentarfilmerin Katrin Rothe, die zuletzt in dem Film „Betongold“ die Geschichte ihrer eigenen Verdrängung aus einer Mietwohnung in Berlin Mitte dokumentiert hatte, den Kampf um den Thälmannpark mit der Kamera begleitet. Sie war dabei, als die Anwohnerinitiative sich zusammenfand, als der Bezirk erste Befragungen und Workshops durchführte, als Stadtplaner eingeschaltet wurden und der Mitbestimmungsprozess im Sommer 2013 zu scheitern drohte, weil sich die Fronten verhärteten. Sie hat mit Anwohnern gesprochen, mit Architekten, Denkmalschützern, Politikern. Sie hat die Geschichte des Geländes erkundet, auch die bis heute schwelenden ideologischen Konflikte um das monumentale Ernst Thälmann Denkmal.

Die Reportage „Wildwest im Thälmannpark“ dokumentiert das neue Selbstbewusstsein der Bürger: Sie fordern vehement politische Unterstützung und das Ende des Ausverkaufs kommunaler Grundstücke. Der Film zeigt aber auch, wie komplex und kompliziert der Prozess der Mitbestimmung ist. Auch die Anwohner sind sich keineswegs einig. Während sich die einen noch mehr Grünflächen wünschen, plädieren andere für sozialen Wohnungsbau und seniorengerechte Neubauten. Erste Etappensiege sind errungen worden. Die Bauvoranfrage eines Investors wurde im Juni 2013 abgelehnt. Aber im „Zwischenbericht“ der Stadtplaner ist weiterhin von „Baupotential“ die Rede. Im Februar 2014 wurden Park und Plattenbausiedlung unter Denkmalschutz gestellt. Trotzdem: Der Druck auf das Gelände ist groß. Veränderungen werden kommen.

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