In Deutschland gäbe es demnach 1,8 Millionen freie Unterkünfte. Wie lassen sich solche Zahlen mit Erfahrungswerten vereinbaren? Wer in einer deutschen Großstadt eine Wohnung sucht, kann sich auf einen langen Kampf in endlosen Schlangen Gleichgesinnter einstellen. Für wenig attraktive Unterkünfte werden horrende Summen verlangt. Alte Bausubstanz wird abgerissen, schicke Neubauten sind unbezahlbar. Internationale Finanzinvestoren mischen auf dem Wohnungsmarkt mit. Plötzlich wird nicht mehr modernisiert oder luxussaniert.
Protest ist keine Undankbarkeit
Dr. Andrej Holm, Experte für Wohnungspolitik und Europäische Stadtpolitik an der Humboldt Universität Berlin, hat sich intensiv mit den wirtschaftlichen Grundlagen und den politischen Rahmenbedingungen des „Mietenwahnsinn“ beschäftigt. Er sagt: „Es ist keine Undankbarkeit oder Nörgelneigung und erst recht keine Beliebigkeit, wenn Mieter ihren Protest gegen zu viel oder zu wenig Investitionen auf die Straße tragen. Es ist vielmehr ein Zeichen, dass grundsätzlich etwas im Argen liegt, mit der Art wie wir unser Wohnen organisieren““
Buchtip: „Mietenwahnsinn: Warum Wohnen immer teurer wird und wer davon profitiert“ von Dr. Andrej Holm; Droemer Knaur Verlag