Leerstand überall – trotzdem predigt die Politik nur „Bauen, Bauen, Bauen“ als einziges Rezept.
Was soll man auch anderes von Leuten erwarten, die dort, wo sie selbst direkte Entscheidungsbefugnis haben, nichts anderes als Stillstand und Verfall organisieren – so steht das frühere Bundesbauamt in der Warschauer Straße 5 (1) am Frankfurter Tor in Friedrichshain seit dem Abzug zur der Baubürokraten leer. Von irgendwelchen Ideen der „zum Wohle des Volkes“ Regierenden, was mit dem Gebäude geschehen soll (außer Leerstand und es später an Spekulanten verscherbeln), ist nichts bekannt – außer natürlich Neubau woanders anstatt die bestehenden Gebäude für kostengünstige und gemeinwohlorientierte Nutzungen zur Verfügung zu stellen. Dann wundert es auch nicht, wenn in Berlin noch viele andere große Gebäudekomplexe über Jahre oder Jahrzehnte ohne Nutzung leerstehen, wie etwa die Gebäude in der Andreasstraße (2) beim Ostbahnhof, oder in der Möckernstraße 120 (3). Dass die öffentlichen „Bauherrn“ den Wert erhaltenswerter Bausubstanz nicht zu schätzen wissen, dafür steht das irrwitzige Projekt des Autobahn-Neubaus der A100, dem u.a. auch die „Alt Stralau 1“, ein bekanntes und markantes Gebäude im Berliner Stadtbild, weichen soll (4). Was aus öffentlichem Eigentum über die Jahre wird, zeigt das Bild des ersten Arbeitsamts (5) aus den Zwanziger Jahren am Stralauer Platz nicht, denn der Verfall dort ist inzwischen längst viel weiter fortgeschritten. Warum Privateigentümer ihre Immobilien nicht spekulativ leer stehen lassen sollen, wie z.B. im Fall eines bekannten ehemaligen Kaufhauses am Oranienplatz (6), wenn die Öffentliche Hand Leerstand über Jahre/Jahrzehnte wie in den Fällen der Häuser in der Friedenstr. 31 (7) oder dem früheren Gesundheitszentrum Pankow in der Berliner Straße 42 (8) nur vor sich her schiebt und mögliche Nutzungen damit blockiert, kann man einem privaten „Investor“ dann sicher nur schwer überzeugend erklären. Private Eigentümer nehmen sich da die öffentliche Hand dann wohl gerne zum Vorbild, sei es bei einem Wohnhaus in der Warschauer Str. 9 (9), nur wenige Meter entfernt vom leerstehenden früheren Bauamt des Bundes, oder bei einem leerstehenden ehemaligen Wohnheim in der Pulsstraße 2 (10) nahe am Schloss Charlottenburg, und damit in direkter Nähe zur Technischen Universität, obwohl es doch zu wenig Wohnheime für Studierende geben soll. Eines der ältesten baulichen Zeugnisse des sozialen Wohnungsbaus „glänzt“ in Mitte seit vielen Jahren durch spekulativen Leerstand, und auch wenn in den Häusern in der Torstraße 85-87 (11) inzwischen Bauarbeiten im Gange sind, ist wohl kaum zu erwarten, dass diese Wohnungen wieder das werden, als was sie einmal errichtet wurden – sozialer Wohnungsbau. Noch dreister ist, wie die Öffentliche Hand in Berlin öffentliches Eigentum verschleudert, wie bei den bekannten GSW-Schenkungshäusern – die letzten verbliebenen Mieter in den größtenteils leerstehenden Häusern in der Enckestraße (12) werden vom Senat völlig im Stich gelassen und sind Schikanen und Psychoterror ihrer Entmieter ausgesetzt, beim Wohnhaus in der Schlesischen Straße 25 (13) hat der Senat die Profitinteressen privater „Investoren“ in den ehemals öffentlichen Häusern ebenfalls durchgesetzt, wie auch das Recht der Eigentümer, Wohnungen über Jahre leerstehen zu lassen und damit Wohnungsknappheit und Wohnungsnot in Berlin zu schüren. Gemäß der Berliner Landesverfassung haben sich Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirksämter allerdings eigentlich zu etwas anderem verpflichtet: nicht der Wohlstandsvermehrung von nur Wenigen, und nicht der Förderung von Wohnungsknappheit, sondern der Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum (Artikel 28 der Berliner Verfassung).