Seit Samstag ist die ehemalige Gerhard-Hauptmann-Schule in der Ohlauer Straße im Kreuzberger „Reichekiez“ besetzt. Dafür hatten sich Flüchtlingsgruppen mit einer Initiative für ein Soziales Zentrum in Kreuzberg zusammengeschlossen.
Die Flüchtlingsgruppen sind Teil der Protestcamps am Oranienplatz und am Brandenburger Tor, die sich gegen miserable Flüchtlingsunterkünfte, gegen drohende Abschiebungen und gegen die drangsalierende Residenzpflicht wenden. Sie fordern ein Winterquartier für das Protestcamp und haben frei stehende Räume im eigentlichen Schulgebäude besetzt.
Ein kleinerer Pavillonbau soll hingegen zum „Sozialen Zentrum“ werden. Die dahinter stehende Initiative sieht den Bedarf an einem barrierefrei zugängigen Veranstaltungsort für Beratungsangebote wie Mieterberatungen, für Versammlungen, Filmvorführungen, Kulturveranstaltungen und als Treffpunkt für im Kiez aktive politische Gruppen. Gerade die steigenden Kreuzberger Mieten werden als Grund genannt, dass jenseits des zunehmenden kommerziellen Drucks dringend Räume im Stadtteil benötigt würden, die für alle frei zugänglich und nutzbar sein.
Der „Initativkreis für das neue barrierefreie soziale und politische Zentrum in Kreuzberg 36 – Reichekiez“ hat einen Offenen Brief an das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gerichtet, den wir hier wiedergeben:
Offener Brief an das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Berlin, 09.12.12 Am Samstag, den 8.12.12 wurde ein neues soziales Zentrum in einem Nebengebäude der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg eröffnet. Wir fordern den Bezirk auf, von einer gewaltsamen Eskalation durch Polizeimaßnahmen gegen das neue soziale Zentrum abzusehen und die Weichen für eine langfristige Nutzung zu stellen. Wir wollen eine gemeinnützige und selbstverwaltete, offene Nutzung für das am Samstag eröffnete soziale Zentrum. Wir stellen uns ein breites Spektrum an Nutzung vor: von MieterInnenberatung bis hin zu Dokumentationsfilmen, von Diskussionsveranstaltungen bis hin zu Konzerten, offene Arbeitsplätze für politische Gruppen, Ausstellungen und Installationen, ein Umsonst- und Tauschladen; das ist nur ein kleiner Teil der Ideen, die uns vorschweben. Es wurde bereits begonnen einen Teil dieser Ideen im neuen sozialen Zentrum Wirklichkeit werden zu lassen. Ein zentrales Argument für die von uns geforderte offene Nutzung ist die komplette Barrierefreiheit des Gebäudes. An barrierefreien, selbstverwalteten, unkompliziert und günstig zugänglichen Veranstaltungsräumen herrscht nicht nur in Kreuzberg, sondern weit darüber hinaus (nicht nur) in Berlin ein enormer Mangel. Die Idee eines neuen barrierefreien Zentrums wird im Kiez und darüber hinaus von AnwohnerInnen und Initiativen breit unterstützt. In einem Kiez, in dem nicht nur die Mieten rasant steigen, sondern Menschen auch zunehmend von Zwangsräumungen bedroht sind – gegen die sie sich im übrigens zunehmend zur Wehr setzen –, ist ein barrierefrei-zugängliches soziales Zentrum mehr als überfällig. Wir fordern das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg auf, unverzüglich mit uns Kontakt aufzunehmen, um hier zu einer einvernehmlichen Regelung zu kommen. Wir schlagen eine Nutzung vor, bei der durch die NutzerInnen (nach Gründung einer entsprechenden Rechtsform, etwa eines Vereines) die Verwaltung, Instandsetzung, Instandhaltung, Nebenkosten usw. übernommen werden. Kosten für den Bezirk entstehen also nicht. Wir unterstützen die Forderungen der Geflüchteten, die sich ebenfalls seit Samstag im Hauptgebäude der Gerhart-Hauptmann-Schule aufhalten. Initativkreis für das neue barrierefreie soziale und politische Zentrum in Kreuzberg 36 – Reichekiez |
Weitere Informationen:
Offener Brief als PDF-Dokument
Presseerklärungen zur Doppelbesetzung
Text übernommen von: MieterEcho online